Molekulare Therapien

1 Targeted Therapy in der modernen Onkologie

Dank eines detaillierteren molekularen Verständnis von Krebserkrankungen sind in den letzten zwei Jahrzehnten neuartige Substanzen entwickelt worden. Diese neuartigen Medikamente markieren das Zeitalter einer modernen Onkologie in der für eine Krebsentität spezifische Eigenschaften als Angriffspunkt für eine sogenannte molekulare Therapie („Targeted Therapy“) genutzt werden. Sie können deshalb speziell auf die Krebszellen wirken ohne normales Gewebe zu schädigen und sind in der Lage den Einsatz von Chemotherapeutika zu reduzieren oder ganz zu ersetzen.

2 Targeted Therapy

Die erfolgreiche Einführung dieser Targeted Therapy hat die Überlebenschancen für einige Krebsarten deutlich verbessert und die Lebensqualität während und nach der Behandlung stark erhöht. Eine Vielzahl von erfolgversprechenden molekularen Substanzen werden in klinischen Studien getestet und stehen kurz vor der Markteinführung, so dass in Zukunft mit weiteren Therapieerfolgen bei der Behandlung von Krebsarten – auch bei denen die klassische Onkologie bisher wenig ausrichten konnte – gerechnet werden kann.

Zur Targeted Therapy gehören unter Anderem die Antihormontherapie, die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern und neuartige Inhibitoren.

2.1 Monoklonale Antikörper

Die Anwendung monoklonaler Antikörper, die gezielt Strukturen auf Krebszellen erkennen und diese so für das Körpereigene Immunsystem markieren, führt zur Elimination von Krebszellen durch das eigene Immunsystem. Die zusätzliche Anwendung eines monoklonalen HER2-Antikörpers (Trastuzumab) bei der chemotherapeutischen Behandlung von Brustkrebs erhöht die Überlebenschancen im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie um mehr als 30% 1. Leider profitiert nur ein Teil der Patientinnen dessen Brustkrebs auch die Zielstruktur HER2 exprimiert.

2.2 Tyrosinkinase-Inhibitoren

Bisher einziges Beispiel für ein Medikament, dass die Chemotherapie ganz ersetzen konnte ist die Einführung von Tyrosinkinase-Inhibitoren bei der Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML). Auch Dank ihnen ist das Gesamtüberleben von CML-Patienten nach acht Jahren von weniger als 15% in den siebziger Jahren auf heute weit über 80% angestiegen2.

2.3 CDK4/6-Inhibitoren

Palbociclib ist ein Inhibitor der cyclin-abhängigen Kinasen CDK4 und CDK63. CDK4/6-Inhibition hemmt das Wachstum und die DNA-Synthese von (Krebs-)Zellen indem das Fortschreiten des Zellzyklus aufgehalten wird. In zwei unabhängigen Studien an Frauen mit metastasierendem, Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs wurde der Einsatz von Palbociclib in Kombination mit einer Substanz die auf den Östrogenrezeptor wirkt untersucht.

Es konnte gezeigt werden, dass sich die Zeit bis zum Wiederauftreten von Metastasen im Vergleich zur alleinigen Hemmung des Östrogen-Signalwegs (Monotherapie) mehr als verdoppelte. Daraufhin wurde Palbociclib zur Erstlinientherapie bei Östrogenrezeptor-positivem, HER2-negativen, (ER+/HER2-)-Brustkrebs bei Frauen nach der Menopause im Februar 2015 durch die Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. In der jüngsten Studie rezidivierten unter Monotherapie 50% und unter Kombinationstherapie nur 25% aller Frauen. Die Ergebnisse dieser Studie waren so eindeutig, dass diese Studie gestoppt wurde, damit alle teilnehmenden Patientinnen von der Palbociclib-Kombinationstherapie profitieren können. Das ist vor allem deshalb so bemerkenswert weil auch Frauen mit sehr weit fortgeschrittener Brustkrebserkrankung die bisher als austherapiert galten, von der Kombinationstherapie profitieren können.

Weitere CDK4/6-Inhibitoren

Weitere Firmen arbeiten zur Zeit an der Untersuchung von CDK4- und CDK6-Inhibitoren bei der Behandlung von Brustkrebs, u. A. Lilly (LY2835219)4 und Novartis (LEE011)5. Die Zukunft wird zeigen, ob weitere Frauen mit anderen Formen von Brustkrebs von der Therapie mit CDK4/CDK6-Inhibitoren profitieren werden und in welcher Form der kombinatorische Einsatz dieser Inhibitoren auch in anderen Krebsarten sinnvoll ist.

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Literatur

  1. Jahanzeb, M. Adjuvant trastuzumab therapy for HER2-positive breast cancer. Clin Breast Cancer 8, 324-33 (2008).
  2. Kantarjian, H. et al. Improved survival in chronic myeloid leukemia since the introduction of imatinib therapy: a single-institution historical experience. Blood 119, 1981-7 (2012).
  3. Finn, R. S. et al. PD 0332991, a selective cyclin D kinase 4/6 inhibitor, preferentially inhibits proliferation of luminal estrogen receptor-positive human breast cancer cell lines in vitro. Breast Cancer Res 11, R77 (2009).
  4. Gelbert, L. M. et al. Preclinical characterization of the CDK4/6 inhibitor LY2835219: in-vivo cell cycle-dependent/independent anti-tumor activities alone/in combination with gemcitabine. Invest New Drugs 32, 825-37 (2014).
  5. Zhang, Y. X. et al. Antiproliferative effects of CDK4/6 inhibition in CDK4-amplified human liposarcoma in vitro and in vivo. Mol Cancer Ther 13, 2184-93 (2014).